„Ihnen allen errichte ich in meinem Haus und in meinen Mauern ein Denkmal, ich gebe ihnen einen Namen, der mehr wert ist als Söhne und Töchter: Einen ewigen Namen gebe ich ihnen, der niemals getilgt wird.“ nach Jesaja
Yad Vashem ist die bedeutenste Gedenkstätte an den Holocaust und ist von der Knesset als eigenständige Behörde institutionalisiert worden. Die Erinnerungsstätte und das Museum stehen in Jerusalem.
Auf dem Weg vom Parkplatz zum Eingangsgebäude geht man durch die „Allee der Gerechten der Völker“, wo für jeden nichtjüdischen Retter von Juden vor den Nationalsozialisten ein Baum mit Gedenktafel gepflanzt wurde und wird – Oskar Schindler als prominentes Beispiel.
Den Eingang zu den Gedenkstätten und dem Museum markiert das Eingangsgebäude in dem die Audioguides geordert werden können, Rucksäcke und Taschen hinterlegt werden sowie im Untergeschoss eine kleine Cafeteria für das leibliche Wohl sorgt.
Wir hatten leider nicht die Zeit, uns den gesamten Komplex anzuschauen, so dass wir uns auf das Museum konzentrierten.
Direkt hinter dem Gebäude befindet sich der Eingang zum im Schnitt und Giebelansicht dreieckigen Museumsbau. Durch das Langhaus zieht sich ein gerader Weg, der durch Absperrungen immer wieder unterbrochen ist und in die seitlichen Räume führt – wie bei Ikea, nur ohne Abkürzung.
Der Weg wird von oben belichtet und führt vom Jüdischen Leben in der Zeit vor 1933 an der Giebelinnenseite, auf der ein Film mit Aufnahmen von dieser Zeit abgespielt wird, über die Stationen der Judenverfolgung bis zur anderen Giebelseite, die einen Ausblick auf das gelobte Land bietet – die alte und neue Heimat Israel. Der Weg dorthin ist schrecklich.
Er führt vom Mittelalter, wo die Juden als Mörder Jesu angesehen wurden (obwohl er ja selber Jude war) und der religiös motivierten Verfolgung/ Demütigung bis zur Moderne und der Rassenlehre. Es wird aufgezeigt wie sich der Antisemitismus im Laufe der Zeit wandelte, aber als Konstante erhalten blieb. Die Verlierer der Moderne in Deutschland klammerten sich dann an die Rassentheorie, um irgendjemanden die Schuld für eigenes Versagen oder widrige Umstände geben zu können. Hier spielen auch die gesellschaftlichen Verwerfungen nach dem verlorenen 1. Weltkrieg eine große Rolle.
Im Bild die Bücher, die auf dem August-Bebel-Platz in Berlin auf den Scheiterhaufen geworfen wurden – als Sperrung des oben genannten Weges.
Danach wurde verdeutlicht, wie der Antisemitismus als Bestandteil der Naziideologie zur Staatsräson werden konnte und welche Auswirkungen es auf die Juden in Deutschland hatte. Die meisten Juden dachten ja, das geht wieder ohne großen Schaden vorbei – soviel Vertrauen hatten sie in ihre Nachbarn, Freunde und Arbeitskollegen. Durch eigene Erfahrung mit einer Diktatur weiß ich leider, dass dieses Vertrauen nicht immer gerechtfertigt ist…
In den Räumen links und rechts des Weges die man in Schlangenlinien durchlaufen muss, wird das Erleben der Juden als Ganzes und auch anhand von Einzelpersonen und deren Zeugnissen veranschaulicht. Betten aus Konzentrationslagern stehen dort, ein längs geteilter Waggon, der Juden nach Auschwitz transportiert hat und ein Modell einer Anlage zur Vernichtung durch Gas – von der Umkleide über die „Duschen“ bis zum Krematorium.
Es wird aber nicht nur die Opferperspektive gezeigt, sondern auch dokumentiert, dass es durchaus Juden gab, die sich gewehrt haben, wie im Warschauer Ghetto oder in Frankreich in der Resistance.
Fast am Ende des Weges dann die Befreiung durch Russen und Amerikaner – der letzte Halt ist dann die
Halle der Namen, in der in großen Ordnern die Namen von annähernd sechs Millionen Juden stehen, die im Holocaust ermordet wurden.
Ich sah eine Frau mit großen Tränen in den Augen und war versucht sie zu drücken, aber ich dachte gleichzeitig, dass ich als Deutscher nicht das Recht dazu habe. Vielleicht hätte sie es auch ganz anders aufgenommen, aber ich bin da zu befangen…
Yad Vashem ist nicht nur eine Gedenk-, sondern auch eine Forschungsstätte. Es gibt online ein Namensregister, in welchem die Namen aller ermordeten Juden aufgelistet sind: http://yvng.yadvashem.org/index.html?language=de
Mein Name tauchte in verschiedenen Schreibweisen auf 41 Seiten a 50 Personen auf… jetzt weiß ich, warum er so selten geworden ist.