50 km von Tel Aviv entfernt befindet sich Jerusalem, die alte, mit Religionen und Bedeutung überladene Stadt, in der zur Zeit ein einigermaßen konfliktfreies Leben unmöglich erscheint.
Ich hatte bisher die Vorstellung, dass Jerusalem eine Stadt in der Ebene sei – weit gefehlt, denn sie wurde auf einem Hügel in einer Hochebene errichtet. Die Datenlage zur ersten Gründung der Stadt ist nicht gesichert – um 1800 v. Christus wurde jedenfalls die erste Stadtmauer errichtet.
Wir hatten eine jüdische, aber säkulare Führerin – wie sie selbst sagte. Wir betraten die Stadt durch das Jaffa Tor, welches zugleich der Zugang zu einer Festung innerhalb der Mauern Jerusalems war.
Daran schließt sich gleich das Armenische Viertel an – Jerusalem hat ein Jüdisches, ein Armenisches, ein Christliches und ein Muslimisches Viertel. Die Armenier fanden nach dem Genozid 1915 durch die Osmanen (Franz Werfel hatte hierzu ein Buch mit dem Titel „Die vierzig Tage des Musa Dagh“ geschrieben – sehr lesenswert) Zuflucht in Jerusalem und konnten genug Grundeigentum erwerben, um dort seßhaft zu werden . Die Armenier haben auch besondere Rechte in Jerusalem, da sie als das erste christliche Volk gelten (einer der Jünger Jesu war Armenier, aber fragt mich nicht welcher). Daran schließt sich gleich das jüdische Viertel an, die zusammen auch das Berverly Hills von Jerusalem genannt werden, weil es die wohlhabenen Viertel der Stadt sind.
Dort waren wir an der westlichen Stadtmauer, die auch als Klagemauer bekannt ist, weil oberhalb dieser Mauer der Tempel Davids stand – dieKlagemauer erinnert die Juden an diese verlorene heilige Stätte auf dem Tempelberg auf der jetzt wiederum die al-Aqsa-Moschee steht. Die Stadt hat eine so wechselvolle Geschichte und so viele Stadtumbauten erlebt, dass ich jetzt nicht weiter darauf eingehe – Wikipedia widmet dem einen eigenen Artikel.
Die Goldene Kuppel gehört zur Moschee, darunter die Klagemauer.
Wir sind bis an die Mauer gegangen, wo die Juden nach Geschlechtern getrennt beten. Für orthodoxe männliche Juden ist es Pflicht, dreimal am Tag zu beten, die Frauen sind davon befreit, wie auch von einer Kopfbedeckung.
Wir sind dann weiter durch das muslimische Viertel deren Gassen (im alten Jerusalem sind alle Straßen Gassen) von Marktständen gesäumt sind.
Dort trafen wir dann auf die Via Dolorosa (Weg des Leidens), die nach dem Kreuzgang Jesu benannt wurde. Vom Ort der Verurteilung zur Kreuzigung bis nach Golgota, das im antiken Jerusalem außerhalb der Stadt lag, war es nicht sehr weit, vielleicht 600m. Im Bild unten der jetzige Aufgang zum Ort der Kreuzigung.
Die Kreuzigung fand traditionell auf einem Steinbruch statt und das Grab war gleich nebenan. So dass beide Orte in eine Kirche passen – die Grabeskirche, die bereits seit 1600 Jahren dort steht.
Diese wird von vier orthodoxen christlichen Gemeinschaften und einer katholischen zugleich beansprucht und betrieben. Der Ort der Kreuzigung im Bild unten.
25m weiter dann das Grab in der großen Rotunde der Kirche. Obwohl ich selber säkular bin, habe ich für meinen Vater, der sehr katholisch war, eine Kerze angezündet. Ich hatte mich dort an ihn erinnert und dachte, wenn ich es schon mache, dann ist dieser Ort am Besten dafür geeignet.
Einer Frau, die ein ganzes Bündel solcher Kerzen in der Hand hatte, wollte ich eine abkaufen. Sie hat sie mir geschenkt.
Wir haben dann noch ein Schawarma gegessen und sind oberhalb der Stadt auf den Ölberg gefahren, um einen Blick zurück auf die Altstadt werfen zu können.
Wir waren auch in Yad Vashem, aber dem muss ich einen eigenen Beitrag widmen.