Zwischenraum

oder Unmöglichkeit des Seins

Prolog

Wir sahen uns das erste Mal in einer Konfliktsituation zweier Parteien, die sich aber schnell entspannte. Sie gehörte zur Gegenpartei.

An der Bar orderte ich einen Drink und sie ließ mich wissen, dass der Platz neben ihr frei sei. Wir kamen ins Gespräch, lachten und hatten gegenseitig Sympathie füreinander. Sie sprach sogar sehr schnell von Seelenverwandtschaft.

Wir gingen hinaus um etwas unter uns zu sein – ihr fröstelte in ihrem lindgrünem Langarmshirt und ich legte ihr meine Lederjacke um die Schultern. Sie sprach von Ritterlichkeit und war sehr angetan. Wir liefen ein paar Meter zusammen, sie gab mir schließlich ihre Telefonnummer und ging nach Hause – nur wenige Meter entfernt befand sich die Wohnung ihrer Familie.

Zu dieser Zeit arbeitete ich als Bauhilfsarbeiter und arbeitet an meinem Fernabitur – sie machte Abitur. Elf Jahr unterschied, aber es schien ihr nichts auszumachen – im Gegenteil.

Drei Tage später rief ich sie an, um ein Date auszumachen und witzelte, dass ich sie eigentlich noch etwas zappeln lassen wollte, um das Gespräch aufzulockern. Ich selbst hatte noch kein Telefon, so dass ich eine Telefonzelle aufsuchen musste. Die Erreichbarkeit hatte eine klare Richtung.

Ich holte sie an einer Straßenbahnhaltestelle ab und hatte bereits ein Restaurant ausgemacht, in dem wir etwas Essen könnten. Asiatisch an der Frankfurter Allee nicht weit vom S-Bahnhof entfernt.

Sie bestellte einen Salat und ich etwas mit Nudeln und Huhn. Auf meine Frage, wie denn der Salat sei, antwortete sie: Insgesamt ganz gut, nur das Dressing gefalle ihr nicht. Ich schlug vor, den Kellner zu rufen, um eine Änderung herbeizuführen.

 Sie meinte daraufhin abwehrend: Lass doch –  denn ich war gerade im Begriff es zu tun. Verwundert schaute ich sie an, der Kellner kam und ich gab ihre Kritik weiter. Die Küche konnte abhelfen und Annegrett war zufrieden – so schien es mir jedenfalls.

Sie schlug vor, zu mir zu gehen.

Kapitel I

Ganz einem Date gemäß, hatte sie ein kurzes schwarzes Kleid mit knöchelhohen Schuhen und schwarzen Strümpfen bis unter das kurze Kleid an. Ihre hennaroten Haare fielen mit kleiner Dauerwelle bis über ihre Schultern. Sie war einen Kopf kleiner als ich.

Ich wollte meinen Arm um ihre Schulter legen, aber sie wehrte ab.

Wir gingen zu meiner Wohnung im Friedrichshain in die Gabriel-Max-Straße.

Dort angekommen erklommen wir die vier Treppen zu meiner Wohnung im Hofgebäude. Ein Zimmer mit großer Küche und einem kleinen WC im Abstellraum der Küche. Ich führte sie kurz durch die Wohnräume und sie fragte erstaunt, wozu ich denn einen Schreibtisch bräuchte. Ich erläuterte, dass ich mich gerade in eine Umbruchphase befände und mit dem Abitur als Fernabitur begonnen hätte.

Sie nahm im Sessel gleich links hinter der Tür des Wohnzimmers Platz, ich fragte sie nach einem Getränkewunsch und bereitete dann Pfefferminztee für sie zu – ohne Zucker.

Gegenüber von ihr nahm ich Platz. Sie trank vom Tee und sagte anerkennend, dass sie es gut findet, wie ich einen Teil der Schrankwand als andere Möbel verwende – den kleinen Tisch zum Beispiel, der zuvor ein Einsetzmodul in der Schrankwand war. Sie stellte ihren Tee dort ab und begann zu reden.

Sie begann mit ihrer letzten Beziehung und meinte, dass sie ihren EX-Freund immer noch liebe – tonlos und mit hohen Schultern erzählte sie von dieser Liebe und ich hörte ihr zu.

Ihr Ex-Freund habe sie geschlagen und vergewaltigt, sei jetzt Alkoholiker und habe nach verschiedenem Fremdgehen eine Gonorrhö angeschleppt.

Sie müsse bei ihrem Vater in der Wohnung im Durchgangszimmer schlafen und hatte somit kaum Privatsphäre – erzählte sie zusammenhanglos. Ich konnte diese letzte Situation sehr gut nachvollziehen, denn mir erging es für zwei Jahre bei meinen Eltern ähnlich. Gerade für Teenager ist so etwas eine sehr belastende Situation, die ich auch so empfand und eben deshalb sehr gut nachvollziehen konnte.

Ich fragte, weshalb sie das Verhalten ihres EX-Freundes nicht zur Anzeige gebracht hat – kurze Stille. Ich war schockiert.

Sie meinte weiter, ihre Mutter hätte sich in der Psychiatrie das Leben genommen als sie zwölf Jahre alt war und ihr Vater sei betrunken gemein zu ihr. Sie bewundere ihre Mutter für ihre Tat und wolle aber ihren Vater nicht im Stich lassen. Sie selbst sei bei einem Psychiater gewesen, der habe ihr aber nicht helfen können – stattdessen fragte sie ihn aus – erzählte sie stolz.

Ihr Vater – ein ehemals hoher SED-Kader – sei arbeitslos und fände keine neue Frau.

Ich stand auf und zu ihrem ihrem Sessel, setzte mich auf die Lehne und wollte sie in den Arm nehmen – sie wehrte ab.

Ich ging zurück, setzte mich wieder und fragte, ob sie noch etwas trinken wolle. Ja, Pfefferminztee – Alkohol tränke sie generell nicht, als ich Roten Wein vorschlug.

In der Küche war ich erst einmal konsterniert und wusste mit der Situation nicht viel anzufangen. Einerseits hatte sie sich sehr sexy gekleidet und schlug selbst vor, in meine Wohnung zu gehen, andererseits war sie unnahbar und ich empfand Mitleid – richtiger ich war verstört.

Sie meinte dann zu mir, ich müsse ihr dabei sagen, dass sie wunderschön sei und ich müsse alles geben und verkroch sie gleichzeitig weiter in ihren Sessel.

Sie erklärte weiter, wie sie in Beziehung agiert beziehungsweise reagiert. Es könne durchaus vorkommen, dass ihr in Konfliktsituationen die Hand ausrutsche oder das sie sich einfach wegdrehe und verschwinde. Sie gehe oft spazieren meinte sie, wenn sie es zu Hause nicht aushält. Ihre Mitschüler würden sie garstig nennen, erzählte sie weiter zusammenhanglos – jedenfalls für meine Ohren zusammenhanglos.

Übergangslos fragte sie mich, ob ich Frauen schlagen oder vergewaltigen können – Nein! -verdammt.

Ich kam gar nicht dazu, einen Dialog mit ihr zu führen und wusste auch nicht mehr, was sie erwarten würde – ich erwartete nichts mehr.

Am Ende waren wir beide erschöpft. Ich brachte sie zu einem Taxi und gab dem Fahrer das Geld für die Fahrt.

Ich hatte niemanden, mit dem ich darüber sprechen konnte….

Kapitel II

Ich selbst hatte mit einer Missbrauchs Erfahrung zu kämpfen – ich war zwölf und der Täter eine ranghoher Stasioffizier. Ich konnte es letztlich abwehren, aber das Trauma blieb irgendwie erhalten und definierte auch mein sensibles Verhalten gegenüber dem anderen Geschlecht.

Zwei Tage später rief ich sie an und sagte, dass mich die ganze Sache überfordern würde und ich Zeit zum Nachdenken bräuchte. Sie erwiderte, ich würde sie in dieser Zeit sicher vergessen. Daraufhin sagte ich, das würde ganz sicher nicht passieren, aber irgendwie wickelte sie mich um den Finger und ich stimmte einem zeitnahen erneuten Date zu.

Wir verabredeten einen gemeinsamen Kinobesuch und trafen uns am Frankfurter Tor. Sie erklärte, dass sie selten einen Rucksack vor der Dunkelheit trage, aber in dieser speziellen Situation, wo sie ein Geschenk für mich dabeihabe, müsse es wohl sein. Wir spazierten die Frankfurter Allee entlang Richtung Alexanderplatz.    Unvermittelt fragte sie, ob ich wüsste, wie es die Schweine machen…

Ich blieb stehen – sie ging weiter. Ich war im Zwiespalt, lasse ich sie jetzt einfach gehen oder hole ich sie wieder ein. Jetzt war ich es, der dachte, ich könne sie ja nicht im Stich lassen. Ich war sprachlos.

In der S-Bahn hielt sie mir ihren Mund entgegen, aber ich konnte die Distanz nicht mehr überwinden. Ich wusste nicht, wie weit ich mich darauf einlassen könnte, ohne selbst Schaden zu nehmen. Nach dem Kinobesuch waren wir im Nikolaiviertel unterwegs, wo sie mir das Geschenk zeigte. Sie hatte bemerkt, dass ich keine Rotweingläser zu Hause habe und wollte mir diese schenken. Gemeinsam könnten wir diese wohl nicht einweihen, meinte ich, da sie keinen Alkohol tränke. Wieder fehlte ein konsistenter Dialog.

Zu Hause legte ich einen Film in den Videorecorder – etwas Lustiges. Sie schien aber gar nicht so interessiert. Ich setzte mich auf den Fußboden und nutzte ihren Sessel als Lehne. Ich bedeutete ihr, mich zu mir auf den Boden zu setzten. Sie tat es. Ich wollte sie in den Arm nehmen, um ihr Halt zu geben, aber sie wehrte wiederholt ab – sperrte sich richtig. Später meinte sie, ich müsse sie überrumpeln, um Sex mit ihr zu haben.

Ich schlief schlecht und wurde gewahr, was ich alles verdrängt hatte, ohne je offen darüber sprechen zu können.

Kapitel III

Zum Nächsten Date holte ich sie zu Hause ab. Ihr Vater war promovierter Philologe, wie ich am Klingelschild erkennen konnte.

Wie gingen in die Eierschale – eine Nachtbar in Berlin-Treptow.  Wir hatten einen zwanglosen Dialog – es war angenehm. Auf dem Rückweg, die Puschkinallee entlang unter Platanen zu mir, kam sie auf die Idee ein Gebüsch entlang des Weges aufzusuchen und in der Dunkelheit dahinter zu verschwinden. Ohne Vertrautheit mochte ich so etwas nicht. Sie sprach dann noch davon, dass sie das nächste Mal ein Buch über Kamasutra Stellungen mitbringen wolle.

Ich gab mir Mühe. Das nächste Mal spielte wir Dart bei mir. Sie machte dann das Licht aus, war aber immer noch sperrig – ich kann so nicht.

Beim letzten Telefonat fragte sie, ob sie eine Flasche Wein und ihre Freundin mitbringen solle. Ich sagte klar, warum nicht – aber daraus wurde nichts.

Epilog

Noch einmal telefonierte ich mit ihr und sie fragte mich hochmütig, ob sie aus Mitleid mit mir zusammen sein solle….

Die Überforderung mündete in einem Suizidversuch. Ich suchte eine Psychologin auf, die nur lapidar meinte: „Ich sei eben schizoid.“  Das wars.

Ich schrieb ihr ein paar schonungslose Briefe zu meiner Verfassung und traf sie zufällig noch einmal – sieh sah mich erschrocken an und rannte davon.

Bekannte, die auch sie kannten, feindeten mich an. Ich konnte mir darauf keinen Reim machen und stieß nur auf Schweigen. Diese Bekannten stellten mir bis vor kurzem – nach dreißig Jahren! – noch nach und schädigten meinen Ruf, ohne dass ich Kenntnis davon erhielt, denn ich war mehr als zwölf Jahre nicht in der Stadt. Ich frage mich, was hat sie anderen erzählt?

Altneuland

So heißt Tel Aviv in der wörtlichen Übersetzung, was ich in der „Independence Hall“ am Anfang des Rothschildboulevards gelernt habe. In dieser Halle gibt es gegen ein kleines Eintrittsgeld ein Video zu den Anfängen der Stadt und zur Staatsgründung Israels 1948 zu sehen und den Raum, in dem der neue Staat ausgerufen wurde, in Originalaustattung.

Das heutige Tel Aviv war, abgesehen von dem kleinen Vorort vor Jaffa, eine ausgedehnte Wüste, die urbar gemacht oder richtiger: urbanisiert wurde.

Ganz Israel wird seit Jahrzehnten urbar gemacht, indem zum Beispiel seit 100 Jahren jährlich 3-4 Millionen neue Bäume gepflanzt werden. Die Israelis gestalten aber nicht nur ihre Umwelt neu, sondern haben auch ihre alte hebräische Sprache, die nur noch die Torasprache war, reaktiviert und in eine moderne Sprache transformiert. Die Leistungen lassen sich nicht hoch genug einschätzen.

Auf meinen Spaziergängen durch die Stadt traf ich auf einen Markt der Kunsthandwerker gleich bei der Allenby Street. Während des Laubhüttenfestes findet er täglich statt, sonst nur am Freitag vor dem Shabbat.

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Wie auf allen Märkten gibt es auch dort Gelungenes und weniger gut Gelungenes – von Letzterem spare ich mir die Bilder.2018-09-25 11.37.29

Die Damen am Teig habe ich um Erlaubnis gebeten – sie bereiten gefüllte Fladenbrote.2018-09-25 11.48.55

Ich staune immer wieder über das viele Grün in der Stadt und die Offenheit der Bewohner. Im „Salon Berlin“ schenkte mir eine Israelin nach einem langen Gespräch ein Feuerzeug bevor sie ging (obwohl meines noch auf dem Tisch lag) – dort stand in kursiv „Love“ drauf.

Mit einem letzten Bild, das Lina, eine Kunststudentin an der hiesigen Universität, für 100 Scheckel von mir malte (Acryl auf Karton gespachtelt), verabschiede ich mich von meinem kleinen Projekt „Reiseblog“ und werde morgen, den letzten Tag, fast ausschließlich am Strand verbringen. 2018-09-27 13.37.03

See you in Berlin!

Stadtspaziergang

Heute ist der Beginn des sechstägigen Laubhüttenfestes, das an den Auszug der Israeliten aus Ägypten erinnert. Auf der vierzigjährigen Wanderung konnten keine steinernen Bauten errichtet werden, weshalb aus Holz und Reisig eben Laubhütten als temporäre Unterkunft gedient haben. Der erste Tag ist ein Feiertag – ich nehme hier im Urlaub gerade die wichtigsten jüdischen Feiertage mit.

In Ermangelung offener Galerien oder Museen spazierte ich die Allenby Street bis zum Rothschild Boulevard hoch und begab mich auf diesen. Es ist eine große Alleestraße mit Promenade in einer ausgedehnten Wohngegend.2018-09-24 09.32.20

Unterwegs trat ich auf eine Gedenktafel.2018-09-24 09.15.24.jpg

und sah noch ein beispielhaftes Wohngebäude im Bauhausstil.2018-09-24 09.38.08

Der Rothschild Boulevard eignet sich hervorragend zum Flanieren, denn in der Mitte der Promenade finden sich immer wieder Cafés, Kinderspielplätze oder einfach Orte zum Ausruhen und Zeitung lesen. Ich lief also den gesamten Boulevard herunter und beschloss in einem mir bereits bekannten Café ausgiebig zu Frühstücken – ein klassisch israelisches Frühstück mit Eiern, Salat, saurer Creme, Thunfisch usw. sowie Cappuchino und frisch gepresstem Orangensaft.2018-09-24 10.09.33-1

Vieles hier erinnert an Europa, weil hauptsächlich europäische Juden nach Israel immegriert sind und hat doch wieder etwas ganz Eigenes.

Am Abend war ich noch in einer Bar mit Dachgarten „tales of a cat“ und unterhielt mich mit einer israelischen Studentin, die in Neapel Medizin studiert.2018-09-24 17.15.53

Yad Vashem

„Ihnen allen errichte ich in meinem Haus und in meinen Mauern ein Denkmal, ich gebe ihnen einen Namen, der mehr wert ist als Söhne und Töchter: Einen ewigen Namen gebe ich ihnen, der niemals getilgt wird.“ nach Jesaja

Yad Vashem ist die bedeutenste Gedenkstätte an den Holocaust und ist von der Knesset als eigenständige Behörde institutionalisiert worden. Die Erinnerungsstätte und das Museum stehen in Jerusalem.

Auf dem Weg vom Parkplatz zum Eingangsgebäude geht man durch die „Allee der Gerechten der Völker“, wo für jeden nichtjüdischen Retter von Juden vor den Nationalsozialisten ein Baum mit Gedenktafel gepflanzt wurde und wird – Oskar Schindler als prominentes Beispiel.2018-09-23 09.46.28

Den Eingang zu den Gedenkstätten und dem Museum markiert das Eingangsgebäude in dem die Audioguides geordert werden können, Rucksäcke und Taschen hinterlegt werden sowie im Untergeschoss eine kleine Cafeteria für das leibliche Wohl sorgt.2018-09-23 09.34.58

Wir hatten leider nicht die Zeit, uns den gesamten Komplex anzuschauen, so dass wir uns auf das Museum konzentrierten.

Direkt hinter dem Gebäude  befindet sich der Eingang zum im Schnitt und Giebelansicht dreieckigen Museumsbau. Durch das Langhaus zieht sich ein gerader Weg, der durch Absperrungen immer wieder unterbrochen ist und in die seitlichen Räume führt – wie bei Ikea, nur ohne Abkürzung.2018-09-23 09.48.09

Der Weg wird von oben belichtet und führt vom Jüdischen Leben in der Zeit vor 1933 an der Giebelinnenseite, auf der ein Film mit Aufnahmen von dieser Zeit abgespielt wird, über die Stationen der Judenverfolgung bis zur anderen Giebelseite, die einen Ausblick auf das gelobte Land bietet – die alte und neue Heimat Israel. Der Weg dorthin ist schrecklich.

Er führt vom Mittelalter, wo die Juden als Mörder Jesu angesehen wurden (obwohl er ja selber Jude war) und der religiös motivierten Verfolgung/ Demütigung bis zur Moderne und der Rassenlehre. Es wird aufgezeigt wie sich der Antisemitismus im Laufe der Zeit wandelte, aber als Konstante erhalten blieb. Die Verlierer der Moderne in Deutschland klammerten sich dann an die Rassentheorie, um irgendjemanden die Schuld für eigenes Versagen oder widrige Umstände geben zu können. Hier spielen auch die gesellschaftlichen Verwerfungen nach dem verlorenen 1. Weltkrieg eine große Rolle.2018-09-23 10.00.10-1

Im Bild die Bücher, die auf dem August-Bebel-Platz in Berlin auf den Scheiterhaufen geworfen wurden – als Sperrung des oben genannten Weges.

Danach wurde verdeutlicht, wie der Antisemitismus als Bestandteil der Naziideologie zur Staatsräson werden konnte und welche Auswirkungen es auf die Juden in Deutschland hatte. Die meisten Juden dachten ja, das geht wieder ohne großen Schaden vorbei – soviel Vertrauen hatten sie in ihre Nachbarn, Freunde und Arbeitskollegen. Durch eigene Erfahrung mit einer Diktatur weiß ich leider, dass dieses Vertrauen nicht immer gerechtfertigt ist…

In den Räumen links und rechts des Weges die man in Schlangenlinien durchlaufen muss, wird das Erleben der Juden als Ganzes und auch anhand von Einzelpersonen und deren Zeugnissen veranschaulicht. Betten aus Konzentrationslagern stehen dort, ein längs geteilter Waggon, der Juden nach Auschwitz transportiert hat und ein Modell einer Anlage zur Vernichtung durch Gas – von der Umkleide über die „Duschen“ bis zum Krematorium.2018-09-23 10.23.57

Es wird aber nicht nur die Opferperspektive gezeigt, sondern auch dokumentiert, dass es durchaus Juden gab, die sich gewehrt haben, wie im Warschauer Ghetto oder in Frankreich in der Resistance.

Fast am Ende des Weges dann die Befreiung durch Russen und Amerikaner – der letzte Halt ist dann die 2018-09-23 10.47.29Halle der Namen, in der in großen Ordnern die Namen von annähernd sechs Millionen Juden stehen, die im Holocaust ermordet wurden.

Ich sah eine Frau mit großen Tränen in den Augen und war versucht sie zu drücken, aber ich dachte gleichzeitig, dass ich als Deutscher nicht das Recht dazu habe. Vielleicht hätte sie es auch ganz anders aufgenommen, aber ich bin da zu befangen…

Yad Vashem ist nicht nur eine Gedenk-, sondern auch eine Forschungsstätte. Es gibt online ein Namensregister, in welchem die Namen aller ermordeten Juden aufgelistet sind: http://yvng.yadvashem.org/index.html?language=de

Mein Name tauchte in verschiedenen Schreibweisen auf 41 Seiten a 50 Personen auf… jetzt weiß ich, warum er so selten geworden ist.

Old Jerusalem

50 km von Tel Aviv entfernt befindet sich Jerusalem, die alte, mit Religionen und Bedeutung überladene Stadt, in der zur Zeit ein einigermaßen konfliktfreies Leben unmöglich erscheint.

Ich hatte bisher die Vorstellung, dass Jerusalem eine Stadt in der Ebene sei – weit gefehlt, denn sie wurde auf einem Hügel in einer Hochebene errichtet. Die Datenlage zur ersten Gründung der Stadt ist nicht gesichert – um 1800 v. Christus wurde jedenfalls die erste Stadtmauer errichtet.

Wir hatten eine jüdische, aber säkulare Führerin – wie sie selbst sagte. Wir betraten die Stadt durch das Jaffa Tor, welches zugleich der Zugang zu einer Festung innerhalb der Mauern Jerusalems war.2018-09-23 11.30.41

Daran schließt sich gleich das Armenische Viertel an – Jerusalem hat ein Jüdisches, ein Armenisches, ein Christliches und ein Muslimisches Viertel. Die Armenier fanden nach dem Genozid 1915 durch die Osmanen (Franz Werfel hatte hierzu ein Buch mit dem Titel „Die vierzig Tage des Musa Dagh“ geschrieben – sehr lesenswert) Zuflucht in Jerusalem und konnten genug Grundeigentum erwerben, um dort seßhaft zu werden . Die Armenier haben auch besondere Rechte in Jerusalem, da sie als das erste christliche Volk gelten (einer der Jünger Jesu war Armenier, aber fragt mich nicht welcher). Daran schließt sich gleich das jüdische Viertel an, die zusammen auch das Berverly Hills von Jerusalem genannt werden, weil es die wohlhabenen Viertel der Stadt sind.

Dort waren wir an der westlichen Stadtmauer, die auch als Klagemauer bekannt ist, weil oberhalb dieser Mauer der Tempel Davids stand – dieKlagemauer erinnert die Juden an diese verlorene heilige Stätte auf dem Tempelberg auf der jetzt wiederum die al-Aqsa-Moschee steht. Die Stadt hat eine so wechselvolle Geschichte und so viele Stadtumbauten erlebt, dass ich jetzt nicht weiter darauf eingehe – Wikipedia widmet dem einen eigenen Artikel.2018-09-23 13.23.22

Die Goldene Kuppel gehört zur Moschee, darunter die Klagemauer.

Wir sind bis an die Mauer gegangen, wo die Juden nach Geschlechtern getrennt beten. Für orthodoxe männliche Juden ist es Pflicht, dreimal am Tag zu beten, die Frauen sind davon befreit, wie auch von einer Kopfbedeckung.

Wir sind dann weiter durch das muslimische Viertel deren Gassen (im alten Jerusalem sind alle Straßen Gassen) von Marktständen gesäumt sind. 2018-09-23 13.54.48Dort trafen wir dann auf die Via Dolorosa (Weg des Leidens), die nach dem Kreuzgang Jesu benannt wurde. Vom Ort der Verurteilung zur Kreuzigung bis nach Golgota, das im antiken Jerusalem außerhalb der Stadt lag, war es nicht sehr weit, vielleicht 600m. Im Bild unten der jetzige Aufgang zum Ort der Kreuzigung.2018-09-23 14.07.31

Die Kreuzigung fand traditionell auf einem Steinbruch statt und das Grab war gleich nebenan. So dass beide Orte in eine Kirche passen – die Grabeskirche, die bereits seit 1600 Jahren dort steht. 2018-09-23 14.22.14 Diese wird von vier orthodoxen christlichen Gemeinschaften und einer katholischen zugleich beansprucht und betrieben. Der Ort der Kreuzigung im Bild unten.2018-09-23 14.26.17

25m weiter dann das Grab in der großen Rotunde der Kirche. Obwohl ich selber säkular bin, habe ich für meinen Vater, der sehr katholisch war, eine Kerze angezündet. Ich hatte mich dort an ihn erinnert und dachte, wenn ich es schon mache, dann ist dieser Ort am Besten dafür geeignet.2018-09-23 14.36.46

Einer Frau, die ein ganzes Bündel solcher Kerzen in der Hand hatte, wollte ich eine abkaufen. Sie hat sie mir geschenkt.

Wir haben dann noch ein Schawarma gegessen und sind oberhalb der Stadt auf den Ölberg gefahren, um einen Blick zurück auf die Altstadt werfen zu können.

Wir waren auch in Yad Vashem, aber dem muss ich einen eigenen Beitrag widmen.

Old Jaffa II

Da ich über den Luxus Zeit verfüge, war ich heute nochmal in Jaffa, um mir den Hafen und andere Gegenden anzusehen, wo ich nocht nicht war.2018-09-22 09.14.36

Dieses Mal bin ich nicht auf die Festung gestiegen, sondern habe den unteren Weg zum Hafen genommen. Auf dem Bild sieht man im Vordergrund die Moschee und dahinter den Kirchturm. Jaffa ist multireligiös – jüdisch, muslimisch und christlich – wobei das Christliche aus historischen Gründen dominiert. Gleich links hinter der Kurve gab es einen kleinen Aufstieg zu einer romanischen, dreischiffigen Hallenkirche, die im Innenraum noch griechisch beschriftet war – also christlich-orthodox mit wunderschönen Wandmalereien.2018-09-22 09.22.22

Ich bin dann weiter zum Hafen, der nicht besonders groß ist und in dem ich mir nur alte Karavellen und andere Segelschiffe vorstellen konnte. Zur Zeit liegen dort vor allem kleine Segler mit einer Länge von bis zu 12m.2018-09-22 09.28.42

Ich lief um die Festungsanlage herum, dessen Hügelkamm sich länger ausdehnte als gedacht und fand mich mitten in einer Wohngegend wieder – ich hatte zwar noch die grobe Orientierung und wusste noch, wie ich zurück komme, aber ich wollte den Markt vom letzten Mal von der anderen Seite erreichen.

Ich traf eine Frau mit Namen Rose, die mir den Weg erläuterte und mich auch gerne begleitet hätte, um mir mehr von ihrer Stadt zu zeigen, wenn sie nicht auf dem Weg gewesen wäre, ihr Kind von einem Kurs abzuholen. Schade eigentlich. Ich ging also weiter und entdeckte auf den Häuserwänden Graffitis mit „Free Gaza“ und „Free Palestine“. Auf einmal stand ich in einer schmalen Gasse mit heruntergekommenen Fassaden und jungen Männern in den Hauseingängen – mir wurde mulmig zumute. Aufs Äußerste gespannt lief ich schnellen Schrittes weiter, bis ich auf die Yefer Street traf, die ich bereits kannte und mir dort in einer Bäckerei etwas Wegzehrung kaufte – Blätterteig mit Spinatfüllung. Das ist die kleine Kugel, die auf der Scheibe des Fladenbrotofens liegt.2018-09-22 09.54.53

Ich fand den Markt wieder, dessen Läden an Shabbat allerdings geschlossen haben – nur die Gastronomie hatte geöffnet. Zum Mittag nahm ich dann ein traditionelles Hummus, das sehr lecker und sättigend war.2018-09-22 10.40.23

Ich trank noch einen starken Kaffee und machte mich auf den Rückweg.

Jetzt habe ich etwas Muskelkater in den Beinen und werde mich wie üblich nachmittags an den Strand legen, denn morgen wird ein anstrengender Tag.

tel aviv museum of arts

Heute habe ich den kulturellen Höhepunkt in Tel Aviv erklommen, denn ich habe mich ins Kunstmuseum der Stadt begeben.

Auf dem Weg dorthin fielen mir noch einige sehenswerte Bauten der Moderne auf und ich war im Bauhausmuseum, welches nur eine kleine Galerie mit Kaufladen ist und Führungen anbietet – letzteres muss ich mir noch überlegen, denn die Bauhausgeschichte kenne ich sehr gut aus dem Studium.

Auf dem vier Kilometer langen Weg durch die Stadt der Moderne sah ich sehr viel Grün – keine Parkanlagen, sondern hohe Bäume jeder Art. Am Museum wird man von der Skulptur mit dem Titel „Ewige Jugend“ begrüßt.2018-09-21 10.22.44

Der Haupteingang war wegen Umbauarbeiten geschlossen und wir mussten den Eingang des Erweiterungsbaus nutzen.2018-09-21 10.24.58

Das ist zeitgenössische Architektur aus dem Jahr 2011 und heißt Herta and Paul Amir Building nach den Stiftern. Es erinnert an das jüdische Museum in Berlin von Daniel Libeskind, stammt aber aus der Feder von Preston Scott Cohen aus den USA.

Eine große Ausstellung ist den israelischen Künstlern seit Staatsgründung durch Ben Gurion gewidmet. Ansonsten ist die gesamte Kunstgeschichte von Monet über de Chirico bis zur Moderne und zeitgenössischer Kunst abgebildet. Ich habe mich gefreut, einige Bilder von Chagall und Picasso im Original sehen zu können – hier Frau mit Brust:2018-09-21 12.41.12

Aber auch das Museum und insbesondere der Erweiterungsbau von Cohen waren sehenswert. In der Mitte gibt es einen kleinen Lichthof, um den sich die verschiedenen Geschosse mit ihrer Erschließung winden und in der Tiefe die Ausstellungen bergen.2018-09-21 11.56.59

Der Lichthof zieht sich über fünf Geschosse und endet in der Cafeteria im 2. Untergeschoss.

Auf dem Rückweg habe ich mich dann nach vier Stunden Museumsbegehung verlaufen und landete in der King Georg Street (der Name erinnert übrigens an die Britische Besatzungszeit). Da die Stadt mit ihren 400.000 Einwohnern aber nicht so groß ist, habe ich schnell wieder ein bekannte Straße gefunden.

Am späten Nachmittag ist dann wieder Schwimmen angesagt – ich habe hier volles Programm!

Nachtrag

Am Abend war ich noch in einem Pub, der sich „Salon Berlin“ nennt. Bier aus Berlin gab es dort aber nicht – nur Hefeweizen aus Süddeutschland.2018-09-21 19.07.30

Dort lernte ich jemanden kennen, der in der Nähe von Jerusalem aufgewachsen ist und als Musiker aus der Einöde nach Tel Aviv emigrierte. Er war zarte 29 Jahre alt und wusste nichts über den kalten Krieg. Nachdem ich ihm erklärt hatte, dass es der Konflikt zwischen Kommunismus und Kapitalismus war und der Kommunismus diktatorisch, meinte er erstaunt, dass sich Kommunismus und Diktatur ja ausschließen würden – ganz meine Meinung! Aber bevor wir dort landen, müssen eben Maschinen und Roboter die Arbeit übernehmen – die manuelle. Naja, das ist ein weites Feld….das führt jetzt zu weit – ich habe Urlaub!

Old Jaffa

Heute war ich die alte Hafenstadt Jaffa besuchen, die auch zu Tel Aviv gehört (deshalb Tel Aviv-Jaffa), aber bedeutend älter ist – sie existiert seit der Antike und Tel Aviv war ein Vorort von Jaffa. Das hat sich im 20. Jahrhundert umgekehrt.

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Auf dem fünf Kilometer langen Weg entlang des Strandes liegt das Tourismusbüro der Stadt. Dort buchte ich für Sonntag eine Tour nach Jerusalem. Es gibt diese Touren auch mit einer Deutschen Führung, die ich dann auch genommen habe. Der Unterschied zu den anderen Jerusalemtouren ist die Besichtigung von Yad Vashem – dem Holocaustmuseum. Ich sagte dann „how nice“ und korrigierte mich gleich wieder, denn mit nett oder schön hat das nichts zu tun.

Auf dem Gipfel der höchsten Erhebung, der um 1100 von Kreuzfahrern befestigten Stadt, steht eine Christlich-Orthodoxe Kirche mit einer wunderschönen Deckenmalerei.2018-09-20 10.52.08

Das Foto ist etwas unscharf, dafür leuchten die Farben.

Vom höchsten Aussichtspunkt gab es dann einen malerischen Blick zurück auf Tel Aviv mit seiner Skyline.2018-09-20 10.57.33

Das alte Jaffa besteht vorwiegend aus Ladengeschäften mit Kunsthandwerk, Antiquitäten, Krempel, kleinen Galerien und auch Lebensmittelläden. Es macht Spaß dort zu stöbern. Dort entdeckte ich eine Galerie mit ausschließlich afrikanischer Kunst (Skulpturen aus Holz, Stein und Metall), die mir ausnehmend gut gefallen haben. Ein Foto habe ich davon leider nicht, denn nach längerer Unterhaltung mit dem Inhaber hätte ich es schäbig gefunden, mit einem Foto heraus zu gehen, ohne etwas zu kaufen. Das Bild habe ich dann in einem Fischladen gemacht, wo der frische Fang gerade ausgenommen und filetiert wurde.2018-09-20 11.06.25

Obststände gab es dort auch.2018-09-20 11.51.07

Nach einem kleinen Frühstück streifte ich dann weiter durch die kleinen Gassen der Altstadt und entdeckte einen Designladen, in dem ich für meinen Neffen zum ersten Geburtstag etwas kaufte.2018-09-20 11.50.57

In einer Galerie habe ich dann auch etwas für meine Wohnung gefunden, dass ich mit meinem kleinen Rollkoffer transportieren kann. Für 80 Scheckel habe ich eine so von mir getaufte „cat-cow“ gekauft. Öl auf Leinwand von einem israelischen Maler. Seht selbst:

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Jetzt am späten Nachmittag werde ich mich wieder an den Strand begeben, um mich in die Fluten zu stürzen.

 

Salz auf meiner Haut

Heute ist für mich ein fauler Tag, wie auch für die Israelis.

Das erste Mal habe ich mich ganz ins Wasser gewagt und bin sogar ein paar Runden geschwommen. Dann habe ich mich im Wasser liegend von den Wellen treiben lassen und wurde gebissen. Ich setzte meine Schwimmbrille auf, um herauszufinden von wem. Es sind kleine Seebarsche, die in Strandnähe im Wasser schwimmen und versuchen, die Badenden anzuknabbern – keine Sorge, es kommt nicht zu bleibenden Schäden, es zwickt nur etwas. 2018-09-19 14.41.50

Vom Morgen bis mittags habe ich am Strand gelegen, mir die anderen Menschen angeschaut und gedöst. Dann machte ich mir Mittag – Curry-Safran-Reis mit in Butter gebratenen Bananen – und döste etwas auf dem Sofa weiter. In einer Airbnb-Wohnung Urlaub zu verbringen ist schon etwas anderes als im Hotel. Auch wenn der Platz hier bescheiden ist, ist doch alles Notwendige vorhanden und ich habe es nur 200m bis zum Strand.

Das Strandleben ist wie an jedem anderen Strand weltweit. Kinder, Hunde und Machos, die ihren athletischen Körper präsentieren.

Wenn ich an meinem Unterarm rieche, habe ich wieder den Salzgeruch in der Nase und erinnere mich an den schönen Tag.2018-09-19 14.40.54

Jom Kippur und die weiße Stadt

Jom Kippur ist der höchste jüdische Feiertag an dem vom Sonnenuntergang (definiert ab 16:00 Uhr) bis zum Sonnenuntergang des folgenden Tages alle Arbeiten ruhen müssen und gefastet wird. Es darf  wie am Shabbat kein Feuer enzündet werden (weshalb ich die armen Raucher bedauere) und weiterhin darf auch kein Kraftfahrzeug bewegt werden – der Zündfunke gilt als Feuer. Da der Großteil des öffentlichen Nahverkehrs über Busse abgewickelt wird, ruht dieser auch aus diesem Grund. Ich kann mich also nur per pedes fortbewegen, denn ein Fahrrad habe ich hier nicht. Appropo Fahrräder – die meisten, die man hier sehen kann, sind E-Bikes, bei denen selten in die Pedale getreten wird.2018-09-18 19.08.05

Am Abend strömte dann ganz Tel Aviv zur Uferpromenade, um den ersten Teil des Feiertages ausklingen zu lassen.

Ein willkommener Anlass also die weiße Stadt, die Unesco Weltkulturerbe ist, zu durchstreifen. Sie heißt weiße Stadt, weil es Bauten der Moderne sind, die von jüdischen Architekten, die vor dem Hitlerfaschismus fliehen mussten, in ihrer neuen Heimat entworfen wurden und die diese errichten ließen. Weiß, weil die Moderne allgemein für die Architektur mit weißer Fassade gilt (was übrigens so nicht stimmt, denn z.B. Bruno Taut hat sehr wohl Farbe verwendet), sie die starke Sonneneinstrahlung des hiesigen Klimas reflektiert und so die Innenräume relativ kühlt hält.

Viele Bauten sind leider in einem erbärmlichen Zustand. Hier eines im international Style.

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Es gibt hier keine Blockrandbebauung wie wir sie aus Berlin kennen, sondern es sind alles freistehende Häuser mit Abständen von 2-5m. Geschnittene Blöcke also in deren Zwischenräumen immer noch Platz für Grün ist.2018-09-18 11.16.27

Ein gutes Beispiel für die Moderne bzw. den Bauhausstil ist das Hotel Cinema – in Schrift und Gestalt. Es steht am Dizengoff Fountain Platz, auf dem eine moderne Brunnenskulptur errichtet wurde.

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Auffällig ist das viele, schattenspendende Grün in den Straßen.2018-09-18 11.07.37

Erste Begegnungen

Die Menschen in Tel Aviv sind sehr freundlich und hilfsbereit – fast jeder spricht Englisch, so dass ich auf schriftliche Informationen nicht angewiesen bin – diese gibt es fast nur in Hebräisch, was ich nicht lesen kann und selbst wenn, nicht verstehen würde. Ein Taxifahrer hatte mich gestern fast überschwenglich Willkommen geheißen – ich fühle mich hier wohl.

Ohne Englisch wäre man allerdings aufgeschmissen.

In der Nähe habe ich ein großes Einkaufscenter  gefunden in dem es auch einen foodmarket gibt – die Preise sind vergleichbar mit denen in Deutschland genauso wie das Angebot, obwohl alles koscher sein muss – das hat der Gesetzgeber so festgelegt.

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Auf dem Weg zum Einkaufscenter sind mir viele Häuser in schlechtem baulichen Zustand aufgefallen. Eine Aussenwandklimanlage hat hier jede Wohnung, das ist fast wie in New York.

Ich habe eine kleine französische Bäckerei (Le Moulin) gefunden in der es wunderbares Brot, Kuchen und Cappuchino gibt. Dort werde ich jetzt öfter meinen Kaffee trinken.2018-09-18 09.22.442018-09-18 09.20.06

Ankunft in Ben Gurion und Tel Aviv

Nach viereinhalb Stunden Flug und gewagten Flugmanövern sind wir in Ben Gurion gelandet.

An der Passkontrolle die üblichen Fragen – wohin und warum. Nachdem ich erläutert hatte, dass ich einfach nur Urlaub machen, Galerien und Museen besuchen und am Strand herumliegen werde, bekam ich ein Lachen mit der Bemerkung, dass sie neidisch sei ).

Am Flughafen fielen mir viele mit Hüten, Kippa und Schläfenlocken auf, die sich aber im Stadtbild der Moderne von Tel Aviv verlieren.  Die orthodoxen Juden leben vorwiegend in Jerusalem oder in den ländlichen Bereichen und sind die Bewahrer der jüdischen Tradition.

Nachdem ich meine Unterkunft bezog, ging ich als erstes zum Mittelmeerstrand – Jerusalem Beach – , um meine Füße im Wasser abzukühlen – kalt war es nicht!

Weil ich es nicht lassen kann, habe ich mich gleich in die Stadt gestürzt und bin mit Flip/Flops und leichter Bekleidung erst einmal die gesamte Allenby Street hochgelaufen – auch auf der Suche nach einem Supermarkt, den es dort nicht gibt. Im „Tante-Emma-Laden“ waren die Preise für Kaffee, Milch und Butter gesalzen.